HEBAMMEN
Die Hebamme ist eine Frau. Auch wenn es heute einige Männer gibt, die den Hebammenberuf ausführen, ist die Hebamme traditionell und funktionell eine Frau, die durch ihr eigenes Frau-sein die Intimität mit anderen Frauen teilen kann. In früheren Zeiten war die Hebamme eine reife Frau, häufig eine Witwe, oder eine Frau mit erwachsenen Kindern – lebenserfahren – die ihren Beruf aus Leidenschaft und Mitleid ausführte, häufig ohne Lohn. Ihre Eigenschaften waren Mut, Kraft, Weisheit, Unabhängigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Wissen. Mit der Akademisierung der Geburtshilfe, werden die ersten Schulen für Hebammen eingerichtet, von Ärzten geführt. Die Hebammen werden jung ausgewählt, unerfahren, ohne eigene Kinder. Ihre moralischen Eigenschaften sind nun andere: sie sollen ehrbar, bescheiden und mässig sein, mit guten Sitten, keusch und dezent, anpassbar. Sie werden angestellt, bezahlt und müssen ihren Vorgesetzten ihr Tun rechtfertigen. Der Beruf ohne medizinische Ausbildung wird verboten und damit werden die alten erfahrenen, eigenständigen Hebammen abgesetzt. Die Ärzte übernehmen die Kontrolle über die Hebammen, ihr Wissen und Handeln und über die Geburtshilfe. Von Seiten der gebährenden Frauen waren diese jungen gebildeten Hebammen nicht gut angesehen und so lange wie möglich suchten sie die alten Wehmütter auf, wie sie von da an verächtlich genannt wurden.
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