Midwifery Modell und salutogenetische Betreuung, Corina Scheurer, Master APH, WS 2011/2012

Das Midwifery Modell bezeichnet ein hebammenspezifisches Betreuungsmodell für Frauen in ihrer reproduktiven Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Hierbei sind es in erster Linie die Hebammen, die als Spezialistinnen und erste Ansprechpartnerinnen für die physiologischen Veränderungen in diesen Lebensphasen als Begleiterinnen zur Verfügung stehen (Boston Women´s Health Book Collective, 2005-2011).

Das Midwifery Modell stellt die Frau ins Zentrum der Betreuung und respektiert die körperlichen und psychischen Fähigkeiten von Frauen Kinder auszutragen, zu gebären und zu ernähren. Außerdem erkennt das Modell in diesem Zusammenhang Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett als physiologische Prozesse im Leben von Frauen an. Damit verbunden bieten diese Lebensphasen ein hohes Potenzial für die Gesundheit von Frauen (Boston Women´s Health Book Collective, 2005-2011). Als Grundlage für dieses Gesundheitspotenzial sind neben der Anerkennung der Physiologie dieser Prozesse die folgenden Betreuungsmerkmale definiert: Es findet sich eine Kontinuität in der Betreuung aller drei Phasen durch die Hebamme, so dass die Frau und das Kind in geschützter und begleiteter Atmosphäre respektvoll und individuell begleitet werden können. Durch diese Individualität steht die Frau mit ihren Bedürfnissen im Mittelpunkt der Betreuung. Somit ist sie aktive Mitgestalterin der Betreuung und erhält alle für sie wichtigen Informationen, um informiert entscheiden zu können (Schmid, 2011).

Die Verbindung des Midwifery Modells zum salutogenetischen Betreuungsmodell ist wie nachfolgend beschrieben offensichtlich.

Die Salutogenese versteht Gesundheit als Produkt einer aktiven Auseinandersetzung eines Menschen mit inneren und äußeren Anforderungen des Lebens, wozu Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett unbestreitbar gehören (Lorenz, 2005). Im salutogenetischen Modell ist der Mensch mit seinen Ressourcen und Potenzialen der Mittelpunkt des Interesses. Das Prinzip der Salutogenese fokussiert genau auf diese Kompetenzen als Zeichen der Gesundheit und versucht in Zeiten, in denen aufgrund äußerer Veränderungen der homöostatische Zustand von Körper und/ oder Geist verlassen wurde, mit Hilfe von unterstützenden Maßnahmen und Aktivierung eigener Kompetenzen den Zustand der Homöostase wieder herzustellen. Dies geschieht in der salutogenetischen Betreuung wie auch im Midwifery Modell durch achtsames Begleiten und Hervorheben physischer und psychischer Anpassungsmechanismen (Coping) an die veränderte Lebensphase, wie sie die reproduktive Lebensphase einer Frau darstellt (Schmid, 2011).

Bei der salutogenetischen Begleitung liegt der Fokus auf den so genannten Gesundheitszeichen, also den Merkmalen, die ein Mensch in sich trägt und die Gesundheit ausmachen oder wieder herstellen können. Somit arbeitet dieses Modell mit physiologischen Voraussetzungen eines Menschen wie es auch das Midwifery Modell in der Begleitung von Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen vorsieht.

Literaturverzeichnis

Boston Women´s Health Book Collective, I. (2005-2011). The Midwifery Model of Care. Retrieved 2011, 30-12 from Our Bodies ourselves: http://www.ourbodiesourselves.org/book/companion.asp?id=21&compID=121

Zugriff: 28.12.2011

Lorenz, R. (2005). Salutogenese (Vol. 2). München, Deutschland: Reinhardt.

Schmid, V. (2011). Schwangerschaft, Geburt und Mutterwerden (Vol. 1). Hannover, Deutschland: Elwin Staude Verlag.

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