Die Sprache der Hormone

Hormone sind Botschafter. Hormone sprechen eine Sprache und kommunizieren. Die Hormone machen aus den einzelnen Organe im Körper und ihren spezifischen Funktionen einen ganzen, einheitlich funktionierenden Organismus  der aus Person und Umfeld besteht.

Hormone schaffen Emotionen und Verhalten und umgekehrt können Verhalten und Gefühle die Homonproduktion beeinflussen. Hormone sind biologische Ressourcen der Frauen. Deshalb kann es wichtig für uns Hebammen sein, die Arte mit welcher Hormone arbeiten besser zu kennen. Diese Kenntnisse erlauben uns, davon salutogenetische Betreuungsmassnahmen abzuleiten. Doch gehen wir einen Schritt zurück. Die Hormon Forschung (Endokrinologie) ist verhältnismässig jung. Anfangs letztes Jahrhundert wurden zwar die Hormone entdeckt und ein wenig später auch die Hormondrüsen. Man dachte dass das Hormon eine Substanz ist, die von einer Hormondrüse ins Blut sekretiert wird und ein Zielorgan erreicht, wo es gewisse anregende Wirkungen hat. In den letzten 20 Jahren ungefähr, zusammen mit der Entdeckung der Neurotransmitter ist dieses Prinzip umgeworfen worden. Heute sind die Hormone den Neurotransmittern gleichgestellt, das heisst sie sind Träger von hochspezifischen Informationen. Sie werden nicht nur von den Hormondrüsen, sondern auch von den verschiedenen Organen, von Immun- und Nervenzellen produziert. Sie können über den Blutweg (endokrin) oder von Zelle zu Zelle (parakrin) reisen.  Sie können sogar aktiv auf dieselben Zellen sein die sie produzieren (autokrin), diese Art wirkt auf die Regulierung der Hormonproduktion. Diese Konzepte helfen uns zum Beispiel, das lokale Oxytocin System in der Gebärmutter zu verstehen, das unabhängig vom müttterlichen Oxytocin im Blutstrom arbeitet. (Rockenschaub 1998). Was das ganze noch kompliziert, ist, dass das Hormon allein nicht wirken kann, sondern es muss von einem Rezeptoren angenommen werden. Die Rezeptoren können entscheiden ob sie das Hormon wollen oder nicht und können sich mehr oder weniger ausbilden. Das heisst dass die  hämatische Konzentration nicht der Aktion des Hormones gleichgestellt werden kann. Hormone und Rezeptoren bilden eine biochemische Beziehung mit stetem Dialog. DEFINITION DER HORMONE Ein Hormon ist jede Substanz, die von einer Zelle abgegeben wird und an einer anderen Zelle, nahe oder fern wirksam wird, ungeachtet der Art der Hormonquelle (diffus oder von Drüsen) und des Transportweges (Blut, Nerven oder Interstitium). Hormone die das Verhalten einzelner Organismen zueinander regulieren, heissen Pheromone. (Roger Guillemin, Nobelpreis) Eine hormonelle Reaktion kann nur als spezifisch bezeichnet werden wenn seine Struktur und die Arte der Wirkung auf die Zielzelle immer dieselbe ist Aber, jede einzelne Zelle kann ein Hormon für unterschiedliche Zwecke mit unterschiedlichen Wirkungen benützen.

Die wichtigste „Hormondrüse“ ist das Hirn (Hypokrates, Bottacioli 2005). Die meisten Hormone die im Gehirn entstehen haben sowohl eine endokrine als auch eine parakrine, lokale Wirkung. Um die Hormone zu verstehen, brauchen wir eine zirkuläre Sicht der Art, wie das Gehirn (die Funktionszentrale) arbeitet. Schon Michel Odent sagte, dass wir Frauen nicht mit der Gebährmutter, sondern mit dem Hirn gebähren. Im Hirn werden 5 zentrale Funktionen geregelt: das Immunsystem , das Hormonsystem, das neurovegetative System (viszeral), das lymbische System (emotional), das zentrale Nervensystem (kognitiv). Diese Systeme arbeiten nicht getrennt, sondern zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Auch Hormone arbeiten nie allein, sondern zumindest in polaren Paaren (mit entgegengesetzten Wikungen) um die Homeostase zu garantieren und die Paare arbeiten in Grossfamilien, die wiederum miteinander kommunizieren. Die Hormonfamilien werden von den anderen Systemen stark beeinflusst, sowohl auf erregende als auch auf hemmende Art. Jedes System kann Hormone produzieren. Hormone sind also di globale Sprache des Organismus. Künstliche Hormone haben nicht die gleiche Fähigkeit mit den Familien und Systemen zu kommunizieren. Die moderne Psycho-neuro-immuno-endokrinologie (PNEI) zeigt auf klare wissenschaftliche Art, wie Hormone (und nicht nur) Verhalten und Gefühle schaffen und von diesen beeinflusst werden können. Am klarsten ist das Beispiel von Stress, Gefahr: etwas kommt auf uns zu, Angst (Gefühl) entsteht, das Nervensystem wird erregt, Adrenalin (Hormon) wird produziert, ein instinktives Verhalten wird ausgelöst – Kampf oder Flucht. Ist das Verhalten erfolgreich, verändern sich die nervösen und Hormonreaktionen, Endorphine werden produziert und das Immunsystem wird angeregt.EIN BEISPIEL DER KOMPLEXEN HORMONWIRKUNG: ÖSTROGENE Die Östrogene sind eine Gruppe von 30 Hormonen Allgemeine Wirkungen im Körper: Sie schaffen den weiblichen Aspekt, die Verteilung der Haare Sie pigmentieren die Haut Sie beschützen das Herz Sie machen die Knochen stark und fest Sie regen die Sexualität an Sie machen die Reproduktion möglich und wünschenswert Sie wirken zusammen mit dem Progesteron (polar) zyklisch Sie regen die Kreisläufe der Beziehung  und die Sprachzentren im Gehirn an Sie vermehren die interhemispherischen Verbindungen Nach der Menopause weden sie in geringerer Menge im Fettgewebe und in der Nebenniere produziert. Lokale Wirkung in der Schwangerschaft: Sie lagern Wasser in die Gewebe ein und machen weich (physische Ausdehnung) Sie machen die Gebährmutter empfindlich für Oxitocyn (bilden die Rezeptoren aus) Sie lagern das Actomyosin in die Muskelfasern der Gebährmutter ein (Kraft) Sie führen 50 mal mehr Blut zur Gebährmutter Sie verdünnen das Blut zu Gunsten einer leichteren Plazentperfusion Sie fördern das Wachstum von Drüsen, Plazenta, Kind Sie bilden Feedback zu vielen Hormonen Sie vermehren den REM Schlaf (Anpassung und Erarbeitung) und regen die rechte Hirnhälfte an (Beziehung, Kreativität nicht verbale Kommunikation) Feedbacks: Sie werden von Oxytocin angeregt Sie regen das Vasopressin (höher im Östrogenzyklus) und die Prostaglandine an Sie arbeiten unter Feedbacks zu Somatotropin, MSH, Schilddrüsenhormone, Oxytocin, Progesteron, Relaxin, Insulin Spiegelung auf die Person Sie machen die Person weicher Sie öffnen die Welt der Gefühle, bringen Bewegung (psychische Ausdehnung) Sie bewirken die physiologische Regression (oder emozionale Bereicherung) in Schwangerschaft und Sexualität Sie schaffen eine tiefe Kommunikation Mutter-Kind und stärken die Beziehungsfähigkeit Sie bewirken Träume im Wach und Schlafzustand Sie erhöhen die Empfindlichkeit (Antennen), die Intuition Sie verstärken die Hingebungsfähigkeit Sie regen die weibliche, kreative Energie an DIE GROSSFAMILIEN DER HORMONE IN SCHWANGERSCAFT UND GEBURT

Bevor wir zu den Grossfamilien von Hormonen kommen müssen wir noch ein physiologisches Prinzip verstehen. Der ganze Organismus mit all seinen Systemen arbeitet immer in einer oszillierenden Bewegung zwischen Anspannung und Entspannung. Diese Homeostase, die eben nicht flach, sondern  immer in Bewegung ist, erlaubt es dem Körper, sofort in die eine oder andere Richtung zu gehen auf Grund der Bedürfnisse des Moments, oder, anders gesagt es erlaubt eine stetige, schnelle Anpassung. Wenn die Spannung ungefähr gleich verteilt ist, ist der Körper oder as System in Homeostase. Mit leichten Oszillationen verstärken sich die Hormone oder Systeme gegenseitig. Wenn eine der Polaritäten die Überhand nimmt, hemmt sie di andere. So bewegen sich auch die Grossfamilien der Hormone und die Hormonpaare innerhalb der Familien. Deshalb sind die Wikungsarten der Hormone von ihrer Dosierung und Polarisierung abhängig. Ein Beispiel: Adrenalin ist immer begleitet von Endorphinen.  Eine mässige Anstrengung macht uns stärker (Adrenalin) und gibt uns Befriedigung (Endorphine). Wird aber die Anstrengung zu gross für die individuelle Stresstolleranzschwelle, dann werden die Endorphine gehemmt und die Befriedigung bleibt aus. Es entsteht ein Trauma das durch Adrenalin fixiert ist (Imprinting). Umgekehrt können zu viele Endorphine uns träge und kraftlos machen. Hier einige Beispiele von hormonellen Grossfamilien: Die Familie der Geschlechtshormone: Oxytocin, Vasopressin, Prolaktin, Adrenalin, , Endorfine, Östrogene und Androgene gehoeren zu den Geschlechtshormonen, es sind aber auch gleichzeitig die Hormone der Beziehung. In der Schwangerschaft sind es die “guten” Hormone, die Hormone der Expansion (Ausdehnung), die Wachstum und Geburt fördern. Sie bewirken ein Verhalten des sich Öffnens (Östrogene, Endorphine), einen Instinkt für wer gut oder schlecht ist in der Beziehung (Vasopressin), ein Liebesgefühl dem Kind gegenüber (Prolaktin), Ruhe und Vertrauen (Oxytocin), Kraft und Energie (Adrenalin rhythmisch, Androgene), Lust (Oxytocin, Endorphine). Sie lassen das Kind gut wachsen und erlauben dem Körper, sich der Geburt zu öffnen. Offensichtlich hat die Natur vorgesehen, dass die Sexual- und Mutterschaftshormone die Beziehungen vertiefen, sowohl zumMann als auch um Kind, das ja ohne nicht leben kann. Also könnten wir sagen, dass durch Beziehung jeder Art die guten Schwangerschaftshormone positiv angeregt werden können und dadurch eine bessere Gesundheit erlangt werden kann. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen über Unterstützung und empathische Begleitung bestätigen das. Die hormonellen Grundlagen der Mutter-Kind Beziehung HCG, Progesteron, Östrogen, HPL, Oxitocyn, Endorphine nehmen Teil an der ersten Zwiesprache zwischen Mutter und Kind. Was sagen diese Hormone zur Frau? Das HCG sagt: Mutter, ich bin da, ich brauche dich, ich verändere dich, damit ich in dir wachsen kann. Es schafft ein bisschen Unordnung, aber es wird nicht lange dauern, dann schaffen wir’s zusammen. Das Progesteron sagt: du musst langsam sein, damit ich Wurzeln ausbilden kann in dir und viel Nahrung erhalten kann. Nimm dir Ruhe, iss gute Sachen, denn alles was du einnimmst kommt zu mir. Du wirst mit mir wachsen. Das Östrogen sagt: du musst weich werden, damit meine Wurzeln eindringen können, du musst mehr und feiner fühlen, damit du mich wahrnehmen kannst, ich brauche dich und möchte von dir angenommen werden. Ich werde schnell und stark wachsen und einen See in dir schaffen. Das HPL (ab 14. SW Woche)sagt: jetzt bin ich da und sorge für alles, für das Kind und für dich. Ich beschaffe die Nahrung und koordiniere alle Funktionen der Plazenta, der Wurzeln die nun stark und gut gewachsen sind. Ich zeige dir den Weg zum Kind. Das Oxitocyn sagt: ich werde jetzt deinen Gelbkörper verändern und die neuen Aktivitäten koordinieren, da ein Kind da ist. So kannst du die notwendigen Hormone zu seiner Einnistung und zur ersten Entwicklung produzieren. Ich werde dich immer unterstützen in allen Veränderungen und Anpassungen. Ich werde deine Stressreaktionen abschirmen. Das Kortisol sagt: da ist etwas neues da, ein Eindringer in deine Gewebe. Aber es ist ja ein Kind!, Da muss ich wachsen, damit ich deine Immunzellen daran hindern kann das Kind auszustossen. Ausserdem muss ich ihm viel Zucker bringen für seine Arbeit. Meine Arbeit macht dich vielleicht etwas müde und auch anfällig auf Infektionen. Beschütze dich gut, ruhe aus, schlafe viel, es wird nicht lange dauern. Die Endorphine sagen: wir werden diese Superarbeit die du machst lustvoll gestalten und dich immer unterstützen. Wir helfen dir dich zu entspannen und Raum zu schaffen für dein Kind und für dich. Geniesse so viel du kannst. Wir regen deine Verteidiger, die Immunzellen an zu deinem Schutz und unterstützen deine Verdauung.   Die Familie der Stresshormone: Dazu gehören die Katekolamine, Kortisol, Endorphine,Norepinephrin, Serotonin, Dopamin,  Somatotropin (Wachstumshormon), Vasopressin, Melatonin, indirekt auch Prolaktin und Oxytocin, die vor allem im weiblichen Organismus die adrenalinische Reaktion ersetzen (Tend and Befriend reaction, Taylor 2001). Diese Hormone geben Kraft in Notfällen, bringen den Organismus in die notwendige Spannung um zu handeln, aber sie verbrauchen sehr viel Energie. Deshalb führen andauernde Spannungen zur Erschöpfung. Spannung kann durchaus positiv sein, muss aber rhythmisch abgeladen werden durch gezieltes Handeln oder Entspannung. Die Stresshormone vermitteln ein Gefühl der Aufmerksamkeit, der Erregung, manchmal sind sie von Glücksgefühl begleitet. Sie führen zu Handlungen sich selbst oder der Umwelt gegenüber (Beispiel Nestinstinkt). In Frauen die sehr passiv sind, können diese Hormone durch rhythmische Anspannung und Handlungen angeregt werden (Ziel dynamische Homeostase). Ist die Spannung chronisch, sind die Gefühle angstbetont, das Verhalten aufgeregt, das Empfinden von Kraftlosigkeit. Das heisst, die Energievorräte sind ausgebrannt. In diesem Fall ist immer Entspannung angezeigt. Vor allem im Geburtsprozess sollte eine erschöpfte Frau nie angeregt werden, ihr Körper schafft es nicht mehr. Besser ist, den Prozess anhalten mit Entspannungstechniken, warten, schlafen, essen. Wenn das Energieniveau wieder hergestellt ist, dann können die „guten“ Hormone wieder arbeiten und ein physiologischer Rhythmus kann wieder eintreten. Wichtige Stresssituationen regen sozusagen alle Hormone an, ausser den Geschlechtshormonen, die meistens gehemmt werden, vor allem wenn der Stress das eigene Leben betrifft, Arbeit, Projekte, soziale und affektive Beziehungen usw.. Chronische Spannung in diesen Gebieten hemmt also die „guten“ Geschlechtshormone und damit die Gesundheit in Zeugung, Schwangerschaft und Geburt. Die Krafthormone der Geburt ÖSTROGENE: öffnen (Körper und Seele), machen weich, empfänglich, bilden die Rezeptoren für Oxytocin auf der Gebährmutter, machen die Muskelfasern der Gebährmutter stark (Actomyosin), sie steigen stark an während der Geburt. OXITOCYN: Motor der Geburt, regt die peristaltischen Bewegungen in Gebährmutter und Beckenboden an (auch in den anderen Organen mit glatter Muskulatur), bildet sich vor allem lokal im fötus-plazentaren System aus, schafft ein Imprinting im Hirn, dessen volle Wirkungen noch unbekannt sind, aktiviert die Sozialisierung, verlangsamt die Tätigkeit der Nebennniere, bewirkt den Milk ejection reflex, ist als Liebes- und Lusthormon und als Hormon der Bindung bekannt. Es wird auch in der Gebährmutter, der Plazenta und im Herz produziert. ADRENALIN: wird von der Wehe rhythmisch angeregt, Krafthormon, schafft die verschiedenen Imprintings, ist produktiv nur wenn es sich abwechselt mit den Entspannungshormonen in der Wehenpause. Die Krafterfahrung während einer normalen Geburt ist vorallem diesem Hormon zuzuschreiben. FÖTALES ADRENALIN: Spezielles Gemisch aus Adrenalin und Noradrenalin, nur während der Geburt und in sehr hoher Dosierung anwesend, bietet dem Baby Schutz an, reift seine Lungen, erlaubt seine Anpassung an den Geburtsprozess, gibt ihm die Kraft, sich hinauszustossen, hilft bei der Orientierung und Anpassung gleich nach der Geburt. Wird durch den Druck auf den kindlichen Kopf im Geburtskanal angeregt. Es macht das Kind wach, aufmerksam und beziehungsbereit bei seiner Geburt. PROSTAGLANDINE: werden lokal in der Gebährmutter produziert. Sie bewirken eher statische Kontraktionen, ziehen die zirkulären Muskelfasern zusammen und geben so dem Geburtsprozess die Austreibungskraft.  Sie arbeiten polar mit Oxytocin zusammen, das die langen Muskelfasern rhythmisch zusammenzieht. Sie hemmen den Atmungsreflex im Kind. ENDORPHINE: Entspannungshormone, zentral für die Wehenpausen, sind optimal dosiert, wenn das Adrenalin physiologisch arbeitet. Sie kompensieren den Wehenschmerz, bewirken den Trancezustand, der die Schmerzempfindung verwandelt in eine Kraftempfindung. Als Lust und Bindungshormon geben sie der Geburtserfahrung eine ekstatische  und befriedigende  Qualität. PROLAKTIN: stark angeregt in der Geburt von Oxytocin und Adrenalin, hat eine beschützende Wirkung auf den Stoffwechsel des Kindes und orientiert die Mutter (auch den Vater, wenn er körperlich an der Geburt teilhat) auf eine beschützende Beziehung mit dem Kind. Es weckt Betreuungs- und Schutzverhalten und Liebesgefühle. Es bereitet die Milchproduktion vor. Diese Hormone und ihre Funktionen fehlen, wenn die Geburt fehlt und sind stark vermindert, wenn die Geburt in PDA oder mit anderen medizinischen Eingriffen stattfindet. Aus salutogenetischer Sicht gilt deshalb: was auch immer geschieht mit der Geburt – so viele dieser Hormone wie möglich! Einige Beispiele: eine Frau mit Kind in Steisslage, die einen Kaiserschnitt vorbestellt hat: warten bis Geburtsanfang. Eine Frau die eine PDA will: gut unterstützen bei Geburtsanfang, physiologische Analgesie anbieten um sie die PDA so spät wie möglich anzulegen. Eine Frau mit Zeichen von Erschöpfung und Geburtsverzögerung: anstatt Syntocinon Entspannung anbieten, zurückschalten auf die guten Hormone. Hormone klinisch beobachten Die genaue Kenntnis der Hormone und ihrer Wirkungsart hilft der Hebamme, sie klinisch im Körper zu lesen. Dabei muss sie berücksichtigen, dass die Hormone mit dem Neurovegetativen- , dem Immunsystm zusammenwirken und von Gefühlen betont und bestimmt werden. Jede Hebamme kennt das Erscheinen und Verschwinden von Oxytocin auf Grund der Umgebung oder Personen um die Frau herum und den relativen Gefühlen, die dabei hervorgerufen werden. Die Hormonwirkung kann auf Grund sowohl der allgemeinen Körperfunktionen als auch der lokalen Funktionen in der Gebährmutter abgelesen werden. Nehmen wir das Beispiel von Oxytocin. Oxytocin ist ein anregendes Hormon, es bringt Bewegung (Kontraktionen), Energie, Lust zum Austausch, regt die Sprache an. Da es aber ein Hormon ist das unter dem parasympathischen System angeregt wird und es anregt, ist die Bewegung immer Richtung Ausdehnung, Öffnung und bringt Ruhe und Zuversicht. Was können wir also beobachten? Im Körper: lokal Kontraktionen der Gebährmutter (die die Frau nicht immer wahrnimmt), Veränderung des Muttermundes (als Konsequenz der Aktion des Oxytocins), Tropfen von Kolostrum, weiche Kindesbewegungen, guter Kontakt zwischen kindlichem Kopf und Muttermund, Zeichen von Östrogen und von der Aktivität des parasympathischen Systems. Allgemein: gute Darmfunktion, gute Verdauung, Verbesserung von eventuellen Hämorroiden oder Varizen, niedriger (normaler)Blutdruck, manchmal ist die sensorielle Empfindung in den Händen gestört (Kribbeln, Unempfindlichkeit). Im Verhalten: Aktiviert Energien, erhöht die sexuelle Lust, löst den Instinkt zum Nestbau aus, sucht nach Gemeinsamkeit und Austausch, fördert die Fürsorge für das Kind, schafft physische und psychische Bewegung, richtet die Liebe auf das Kind und auf das Betreuung, macht widerstandsfähig. In den Gefühlen: Unterdrückt die bewusste und erweitert die unbewusste, emotionale Erinnerung; beeinflusst die sexuelle Orientierung, bereitet emotional auf die Geburt, den Öffnungsprozess vor, bewirkt ein tiefes Bonding von Mutter und Kind und Vater, regt Liebesgefühle, Vertrauen und innere Sicherheit an. Wir können diese Gesundheitszeichen erfassen durch die Untersuchung, das Befragen, die Beobachtung der Körperzeichen und des Verhaltens, das aktive Zuhören. (Deshalb reichen 10 Minuten nicht für eine Untersuchung). Sind viele davon vorhanden, könne wir davon ausgehen, dass auch die anderen Hormone gut arbeiten und dass das neurovegetative System in einem guten Gleichgewicht ist, was wir allerdings weiter überprüfen mit den spezifischen Beobachtungen der entsprechenden Hormone und Systeme. Fehlen viele dieser Gesundheitszeichen, wissen wir, dass auch die anderen Hormone und Systeme nicht gut arbeiten. Indem wir sie auch überprüfen nach Gesundheitszeichen, können wir uns ein Bild machen, ob die Störung akut, vorübergehend oder chronisch ist. Fehlen Gesundheitszeichen in allen Systemen und Hormonpaaren, ist das Problem eher chronisch und deshalb von höherem Risiko, als wenn die Gesundheitszeichen nur in einem Aspekt fehlen, in den anderen Systemen aber grossenteils vorhanden sind. Das heisst, die Frau hat genügend Ressourcen um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Diese Art von Beobachtung nenne ich „zirkuläre Bewertung“. Wie unterstützen? Fehlt nun zum Beispiel das Oxytocin Ende Schwangerschaft oder während der Geburt, aber Gesundheitszeichen von Östrogenen und vom parasympathischen System sind noch vorhanden können wir folgende Massnahmen in Betracht ziehen: Auf körperlicher Ebene: den Körper gut entspannen und auf seine energetische Homeostase zurückbringen, physische Stressfaktoren korrigieren, Stresshormone ausschalten, evt. Schmerz lindern Auf der Ebene des Verhaltens: für eine ruhige, intime Umgebung sorgen, Unterstützung anbieten, den Partner aktiv in die Unterstützung einbeziehen. In dieser Umgebung physiologische Bewegung und Anregung hineinbringen, Sexualität fördern Auf der Gefühlsebene: Ängste beschwichtigen, die Motivation finden, Vertrauen schaffen, auf das Kind hinleiten, affektive Gefühle fördern (liebevolle Betreuung). Das ist ein Beispiel, wie wir ein Problem global über die klinische zirkuläre Beobachtung und Bewertung der Hormone erfassen und mit nicht medizinischen Instrumenten den physiologischen Verlauf von Schwangerschaft und Geburt fördern können. Mehr davon in V. Schmid, Schwangerschaft, Geburt und Mutterwerden, ein salutogenetisches Betreuungsmodell, Staude Verlag 2011, Hannover Quellen zum Inhalt dieses Artikels stammen aus der Psychoneuroimmunoendokrinologie. Bottacioli F. (2005) Psiconeuroendocrinoimmunologia, i fondamenti scientifici delle relazioni corpo-mente. Le basi razionali della medicina integrata. Red edizioni Milano Lipton B. H. (2005): The biology of belief, La biologia delle credenze, Macroedizioni Cesena (I) Rockenschaub A. (1998): Gebären ohne Aberglauben, eine Fibel der Hebammenkunst, Aleanor Verlag Lauter (A) Taylor S. E. (2001) The tending Instinct, women, men and the biology of our relationships, Times books, Henry Holt and Company, New York

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert